Explosivwaffen-Monitor 2024
Zivilbevölkerung in 74 Ländern von Explosivwaffen betroffen
Explosivwaffen fordern weiterhin verheerenden Tribut von der Zivilbevölkerung
Dramatischer Anstieg der Opferzahlen und Infrastrukturschäden durch Explosivwaffen in bewohnten Gebieten: Der aktuelle EWIPA-Monitor 2024 vom 21. Mai 2025 dokumentiert erschreckende Auswirkungen in 74 Ländern weltweit. Besonders stark betroffen sind Menschen in den Palästinensischen Gebieten, aber auch in Libanon, Myanmar, Sudan, Syrien und die Ukraine. Handicap International appelliert an die internationale Gemeinschaft, den Schutz der Zivilbevölkerung zu verstärken.
Zuletzt aktualisiert am: 21.05.2025
Lebenswichtige Infrastruktur zunehmend im Visier
Attacken auf die Zivilbevölkerung und ihre Einrichtungen haben dramatisch zugenommen – das belegen die neuen Zahlen des Explosivwaffenmonitors 2024 auf erschütternde Art und Weise.
Die Zahl der Attacken auf Gesundheitseinrichtungen stieg um mehr als 60 Prozent im Jahresvergleich. Krankenhäuser wurden zerstört und medizinisches Personal fiel den Angriffen zum Opfer. Noch gravierender entwickelte sich die Lage bei Bildungseinrichtungen, wo sich die Angriffszahlen verdoppelten. Am stärksten war die Steigerung im humanitären Sektor: Hier nahmen gezielte Attacken auf Hilfskräfte und ihre Maßnahmen um das Fünffache zu.
Laut dem Monitor gibt es hier eine besorgniserregende Systematik: Schäden durch Explosivwaffen in anhaltenden Konflikten reichen weit über die unmittelbaren Angriffszonen hinaus und verursachen langfristiges Leid für die betroffene Bevölkerung.
Nachwirkungen für Generationen
Die langfristigen Konsequenzen dieser Angriffe sind verheerend. Um nur zwei Beispiele zu nennen:
In der Ukraine hat der jahrelange Konflikt die Gesundheitsversorgung nahezu kollabieren lassen. Die systematische Zerstörung von Energieinfrastruktur und Gesundheitseinrichtungen gefährdet täglich das Leben von Kranken und Hilfsbedürftigen.
Die Situation in Myanmar zeigt eine weitere Dimension des Problems: Historisch hohe Binnenvertreibungen kombiniert mit der Zerstörung von Bildungseinrichtungen führen zu massiven Bildungslücken – vom Kindergarten bis zur Hochschule. Diese Bildungsunterbrechungen beeinträchtigen Berufschancen, Existenzgrundlagen und die psychische Gesundheit ganzer Generationen.
Der EWIPA-Monitor macht deutlich: Die internationale Gemeinschaft muss handeln. Die politische Erklärung zum Schutz der Zivilbevölkerung vor Explosivwaffen von 2022 zum Schutz der Zivilbevölkerung vor den humanitären Folgen von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten wurde bisher von 87 Staaten unterstützt – ein wichtiger Schritt, dem jedoch konkrete Umsetzungsmaßnahmen folgen müssen, um die Zivilbevölkerung wirksam zu schützen.
Einige Ergebnisse aus dem Explosivwaffenmonitor:
- In mindestens 74 Ländern und Gebieten war die Zivilbevölkerung von Explosivwaffen betroffen.
- 11 Länder nennt der Bericht als besonders stark betroffen: Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Libanon, Mali, Myanmar, Nigeria, Palästinensische Gebiete, Sudan, Syrien, Ukraine und Jemen –
- Mit Abstand am stärksten sind die Palästinensischen Gebiete betroffen: aus ihnen stammen 60 Prozent aller weltweit gemeldeten zivilen Todesopfer im Jahr 2024
- Aber auch außerhalb sind Zahlen alarmierend: im Berichtszeitraum stiegen auch die zivilen Todesopfer in anderen Konflikten um insgesamt mehr als 60 Prozent an. Besonders viele Opfer gab im Libanon, in Myanmar, Syrien und der Ukraine.
Die zivile Infrastruktur wurde massiv beschädigt:
- Zerstörung statt Rettung: Bombardierungen des Gesundheitswesens sind um 64 % (1.857 Vorfälle) angestiegen.
- Angst statt Bildung: Bildungseinrichtungen wurden doppelt so viel angegriffen wie noch im Vorjahreszeitraum (861 Vorfälle im Jahr 2024).
- Bomben statt Hilfe: die Angriffe auf den humanitären Sektor haben sogar um das Fünffache zugelegt (1.631 Vorfälle).
Der Bericht wird von INEW, International Network on Explosive Weapons, erstellt. Handicap International ist Gründungsmitglied von INEW.
„Angesichts der zunehmenden Angriffe auf die Zivilbevölkerung und auf zivile Infrastruktur im Jahr 2024 sehen wir eine ernsthafte Schwächung des Grundsatzes zum Schutz der Zivilbevölkerung. Dieser Grundsatz besagt, dass Zivilistinnen und Zivilisten verschont und vor den Auswirkungen bewaffneter Konflikte geschützt werden müssen. Wir beobachten, dass die Konfliktparteien sich einfach nicht an Verträge und Grundsätze halten – sie führen wahllose Angriffe durch und Zivilist*innen werden sogar zunehmend direkt ins Visier genommen. In einigen Fällen zielen langwierige Belagerungen nicht mehr nur darauf ab, Schlachten zu gewinnen, sondern die Bevölkerung zu terrorisieren, zu verletzen und zu töten.“ - Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland.
Gerne steht Ihnen Dr. Eva Maria Fischer für Interviews in Oslo oder telefonisch zur Verfügung. Hier finden Sie die Kontaktdaten.
Was ist der Explosivwaffen-Monitor?
Die Initiative Explosivwaffen-Monitor wurde im Jahr 2022 gegründet. Sie setzt sich aus Mitgliedern des Internationalen Netzwerks für Explosivwaffen (INEW) zusammen, darunter Handicap International, Action on Armed Violence (AOAV) und Insecurity Insight, die die wichtigsten Beiträge zu dem Bericht liefern.
Gemeinsam erhöhen wir den Druck auf die Staaten, in dem wir Informationen und Analysen über die verheerende Wirkung dieser Waffen veröffentlichen. Die Staaten sollen konkrete Strategien und Maßnahmen unternehmen, um den Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten einzuschränken. Sie sollen außerdem Nichtunterzeichnerstaaten dazu bewegen, dem internationalen Übereinkommen beizutreten.
Der Monitor enthält Informationen über:
- Vorfälle, bei denen Explosivwaffen eingesetzt wurden und Opfer forderten.
- Vorfälle von Explosivwaffeneinsätzen, die den Zugang zu Hilfe, Bildung und Gesundheitsversorgung beeinträchtigen.
Was sind Explosivwaffen?
Als Explosivwaffen werden unterschiedliche Typen von Munition wie Raketen, Mörser- und Artilleriegranaten bezeichnet. Dazu zählen außerdem Sprengfallen, Landminen und Streumunition. Sie alle haben eine verheerende Flächenwirkung.
► Lesen Sie in unserem Hauptartikel alles über Explosivwaffen
Informieren Sie sich weiter:
- Verbrechen gegen die Menschlichkeit:
Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten - Staaten, ändert euch!
Die politische Erklärung - Auf vielen Ebenen:
Unser Einsatz zum Schutz der Zivilbevölkerung
- Website des Explosivwaffen-Monitors
- Vollständiger Monitor (pdf)
- Faktenblatt von Handicap International (pdf)
Portraits aus unseren Ausstellungen
In Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Fotografen Till Mayer haben wir zwei Ausstellungen konzipiert, die deutschlandweit verliehen werden. "Barriere:Zonen" und "erschüttert" erzählen bewegende Geschichten von Menschen aus Krisengebieten, von denen viele eine Behinderung haben. Lesen Sie hier Ihre Geschichten.

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