"Die Zivilbevölkerung in der Ukraine muss vor Bombardierungen in Wohngebieten geschützt werden."
Handicap International ist über die verstärkten russischen Angriffe der letzten Wochen auf die Zivilbevölkerung in Wohngebieten und auf zivile Infrastruktur bestürzt.
"Handicap International verurteilt den Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten und dessen Folgen für die Zivilbevölkerung sowie für die zivile Infrastruktur in der Ukraine auf das Schärfste. Wir fordern ein sofortiges Ende der russischen Bombardierungen, die in den letzten Wochen in erschreckendem Maße zugenommen und verheerende Auswirkungen für die Zivilbevölkerung haben. Der Schutz der Zivilbevölkerung in bewaffneten Konflikten ist ein wichtiger Grundsatz des humanitären Völkerrechts: Willkürliche oder vorsätzliche Angriffe auf die Zivilbevölkerung sind nach dem Völkerrecht verboten. Der Einsatz von schweren Explosivwaffen in bewohnten Gebieten ist nicht zulässig. Ebenso fordern wir alle Konfliktparteien auf, keine Landminen und Streumunition zu verwenden, die durch die Abkommen von Ottawa und Oslo geächtet sind."
Alma Taslidzan, Advocacy Managerin Abrüstung und Schutz der Zivilbevölkerung
Die russischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung und zivile Infrastruktur haben in den letzten Wochen zugenommen:
- Wie die örtlichen Behörden am Montag mitteilten, haben russische Drohnen die ukrainische Hafenstadt Reni an der Donau angegriffen und eine Getreidehalle zerstört.
- In Chasiv Yar in der Region Donezk wurde bei einem Angriff am 23. Juli eine humanitäre Einrichtung beschädigt, was zur Zerstörung von medizinischen Vorräten und Hilfsgütern führte. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist dies der vierte Angriff, der seit Anfang Juli die humanitäre Unterstützung beeinträchtigt.
- Die Region Odessa war in den letzten Tagen Ziel einer Reihe von russischen Angriffen. Am 23. Juli wurden bei Luftangriffen auf das historische Zentrum der Stadt Häuser und mehrere Kulturstätten, darunter die Verklärungskathedrale, beschädigt. Bei den Angriffen wurde ein Mensch getötet und 22 weitere verletzt. Das historische Zentrum von Odessa gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Kulturgüter sind durch internationales Recht geschützt, unter anderem durch die Haager Konvention von 1954 zum Schutz von Kulturgütern in bewaffneten Konflikten. Sowohl Russland als auch die Ukraine sind dieser Konvention beigetreten.
- Am 18. Juli wurden durch russische Angriffe nach Angaben der ukrainischen Behörden 60.000 Tonnen Getreide zerstört. Diese waren für den Export bestimmt und wurden im ukrainischen Hafen von Chornomorsk, in der Nähe von Odessa, gelagert. Diese Waren werden dringend benötigt, um die weltweite Nahrungsmittelknappheit zu bewältigen und Millionen von Menschen in Not zu unterstützen.
- Am 6. Juli schlug ein russischer Marschflugkörper mit einem hochexplosiven Sprengkopf in einem Wohnkomplex in Lviv, in der Westukraine, ein. Nach Angaben der örtlichen Behörden wurden bei dem Angriff zehn Zivilist*innen getötet und 48 verletzt.
- Am 27. Juni traf ein russischer Angriff das Zentrum von Kramatorsk, einem dicht besiedelten Gebiet, und beschädigte Häuser, Restaurants, Geschäfte und Schulen. zwölf Zivilist*innen wurden getötet und 65 weitere verletzt.
Vom 24. Februar 2022 bis zum 18. Juni 2023, verzeichnete das Büro des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte 24.862 zivile Opfer in der Ukraine, darunter 9.083 Tote und 15.779 Verletzte. Die überwiegende Mehrheit der zivilen Opfer des Krieges ist auf den Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten zurückzuführen.
Bombardierungen in Wohngebieten haben indirekte und langfristige Auswirkungen.
Der Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten hat auch schwerwiegende indirekte und langfristige Folgen: Die Verletzten benötigen spezialisierte medizinische und psychosoziale Versorgung. Explosivwaffen beschädigen oder zerstören Krankenhäuser und behindern somit die medizinische Versorgung. Des Weiteren werden Wohnungen und wichtige Infrastruktur wie Wasser- und Abwasseraufbereitungsanlagen sowie Stromversorgungssysteme beschädigt oder zerstört, wodurch sich das Risiko von Krankheiten erhöht. Ebenso werden Schulen beschädigt oder zerstört, was den Zugang zu Bildung unterbricht oder unmöglich macht. Die Menschen sind gezwungen, ihre Häuser für lange Zeit und unter prekären Bedingungen zu verlassen. Explosivwaffen hinterlassen nicht explodierte Munition, die noch lange nach Ende der Kriegshandlungen Zivilisten und Zivilistinnen töten und verletzen können. Diese Kontamination verhindert oder verzögert den Wiederaufbau, die landwirtschaftliche Produktion und die Rückkehr der Vertriebenen. Die Kontaminierung und Zerstörung lebenswichtiger Infrastruktur behindert auch die Bereitstellung der dringend benötigten humanitären Hilfe.
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